Trotz Klimawandel: Große Fortschritte beim Waldumbau im Nürnberger Reichswald
Kräftige kleine Hoffnungsträger für den Nürnberger Reichswald: Wurzelnackte Esskastanien wie dieses Exemplar werden von Forstwirten wie Matthias Bohrer (li.) und Markus Beier in großer Zahl unter den Schirm gepflanzt und haben gute Karten, dem Klimawandel zu widerstehen. Fotos: Sebastian Linstädt/BaySF
DownloadMarkus Beier zeigt, wie er die Esskastanien abhängig von der Wurzelstruktur in den Boden einbringt: Zweidimensionale Wurzeln werden "gezwickt", dreidimensionale Wurzelballen eher "gekrümelt". Foto: Sebastian Linstädt/BaySF
DownloadUnd so sieht eine erfolgreich hochgebrachte Esskastanie nach nur wenigen Jahren aus, wenn alle Faktoren stimmen: Forstbetriebsleiter Johannes Wurm mit einer Esskastanie auf einer Pflanzungsfläche im Forstrevier Wendelstein. Foto: Sebastian Linstädt/BaySF
Download20. März 2025, Nürnberg – Die Wälder rund um Nürnberg stehen vor großen Herausforderungen. Zwar sorgten die vergleichsweise hohen Niederschläge im vergangenen Jahr für eine leichte Entspannung der Situation, doch die langfristigen Entwicklungen bleiben besorgniserregend.
„Das Jahr 2024 war erneut ein Rekordjahr und stellte mit seinen hohen Temperaturen abermals einen neuen Höchstwert seit Beginn der Wetteraufzeichnungen auf“, stellt Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten klar. Besonders alarmierend ist, dass die aktuellen Temperaturwerte bereits jenen Prognosen entsprechen, die für ein mildes Klimawandelszenario im Jahr 2100 vorausgesagt wurden. Die tatsächlichen Entwicklungen der letzten Jahre deuten also darauf hin, dass wir uns auf einen noch drastischeren Klimawandel einstellen müssen.
„Diese Entwicklungen haben erhebliche Auswirkungen auf den Reichswald und seine Pflanzen- sowie Tiergesellschaften“, sagt Wurm. „Ein starker Klimawandel wird auch zu einem starken Wandel der Waldökosysteme führen – die Baumarten, die sich bislang bewährt haben, werden zunehmend unter Druck geraten.“ Da sich der Klimawandel schneller vollziehe, als Bäume sich natürlich anpassen können, ist es entscheidend, den Wandel aktiv zu gestalten.
Waldumbau für die Zukunft – Der Reichswald im Wandel
Der Forstbetrieb Nürnberg setzt sich deswegen intensiv für einen stabilen und klimaresilienten Wald ein. Dazu gehört, den Reichswald gezielt umzubauen und Baumarten zu etablieren, die an die künftigen klimatischen Bedingungen angepasst sind. Neben besonders wärmetoleranten heimischen Arten wie Vogelkirsche, Spitzahorn, Eichen, Elsbeere und Feldahorn werden auch wärmeliebende Baumarten aus anderen Regionen Europas integriert. Dazu zählen Esskastanie, Flaumeiche und Zerreiche. Außerdem experimentieren die Förster im Reichswald mit echten Exoten wie der Libanon- und Atlaszeder. Entscheidend für ihren Anwuchserfolg ist das gezielte Schaffen der passenden Lichtverhältnisse, da insbesondere Eichen und Esskastanien viel Licht benötigen, um gut und vital aufwachsen zu können.
Die Ausgangsbedingungen für diesen Umbau sind günstig: „Dank der intensiven Bemühungen der vergangenen 40 Jahre steht statt dem früheren ‚Steckerlas-Wald‘ heute auf über der Hälfte der Flächen bereits ein vielfältiger Mischwald in den Startlöchern“, bilanziert Wurm. Während die Kiefern im Altbestand noch an die einstigen Monokulturen erinnern, ist die junge Generation darunter bunt und vielfältig. Der Laubholzanteil konnte von rund zehn Prozent im Altbestand auf über 50 Prozent gesteigert werden – ein beachtlicher Erfolg, der die Grundlage für einen klimaangepassten Wald bildet.
Weitere Waldumbau-Maßnahmen dank Förderung
Trotz dieser Fortschritte wird der Waldumbau weiter intensiv vorangetrieben. In den letzten fünf Jahren konnte durch eine spezielle Förderung der Bayerischen Staatsregierung zusätzliche Umbaufläche realisiert werden. Neben den regulären jährlichen Pflanzungen von rund 150 Hektar kamen durch die Klimawaldförderung weitere 60 Hektar hinzu.
Aktuell befindet sich der Forstbetrieb in den letzten Zügen der Herbstpflanzung mit rund 132.000 neuen Bäumen. Gleichzeitig sind bereits die Pflanzkontingente für das Frühjahr eingetroffen: Rund 43.000 weitere Setzlinge werden in den kommenden Wochen im Reichswald ausgebracht. Der Forstbetrieb Nürnberg setzt damit konsequent auf eine vorausschauende und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Ziel ist es, den Reichswald auch für kommende Generationen als vitalen, stabilen und klimaresilienten Wald zu erhalten.