Waldumbau im Nürnberger Reichswald geht weiter
Erste Praxisanbauversuche mit Zedernarten gestartet
02. Dezember 2020, Nürnberg - Im Rahmen eines Vor-Ort-Termins im Sebalder Reichswald informiert sich die Arbeitsgruppe, die zuletzt die "Baum- und Waldstrategie für die Stadt Nürnberg - Der Reichswald im Klimawandel" gemeinsam erarbeitet hat, über die aktuellen Waldumbaubemühungen des Forstbetriebs Nürnberg. Allein in diesem Herbst pflanzt der Forstbetrieb Nürnberg rund 106.000 Jungpflanzen klimastabiler Baumarten. Ergänzt werden die Kulturarbeiten des Forstbetriebes durch die Anlage von 6,5 ha Eichensaaten. Rund 3,25 Tonnen Eicheln werden dazu auf den 6,5 Hektar eingesät.
Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern der beiden Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth und Roth, verschiedenen Stellen der Stadt Nürnberg - wie dem Umweltamt, dem für die städtischen Wälder zuständigen Tiergarten und SÖR - sowie des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten.
Der Klimawandel setzt unsere Wälder zunehmend unter einen starken Anpassungsdruck. Anhand von Szenarien und Modellen macht man sich eine Vorstellung von der Veränderung wichtiger klimatischer Einflussgrößen auf Gedeihen und Wachstum der Wälder. Mit wissenschaftlichen Methoden wurden Regionen identifiziert, die mit hoher Wahrscheinlichkeit heute schon Klimaeigenschaften aufweisen, die bei uns erst in der Zukunft verwirklicht sein werden. Diese Verbreiterung der Erfahrungsbasis in wärmeren Regionen ermöglicht eine Neubewertung der Baumarten und den Schritt zum klimagerechten Waldumbau, bei dem die künftig anfälligen Baumarten durch weniger anfällige Baumarten ersetzt werden. Durch den rasch voranschreitenden Klimawandel ist die Forstwirtschaft auch im Raum Nürnberg in besonderem Maß herausgefordert. Ändert sich das Klima, muss sich auch der Waldaufbau ändern.
Der in der Arbeitsgruppe gemeinsam erarbeitenden Strategie folgend liegt der Schwerpunkt der Pflanz- und Saatmaßnahmen auf klimastabilen Baumarten für den Wald der Zukunft. Die beiden zahlenmäßig wichtigsten Baumarten mit guter Prognose sind hierbei die heimischen Stiel- und Traubeneichen sowie die Rotbuche, gefolgt von einem bunten Blumenstrauß an heimischen Laubhölzern wie Feld- und Spitzahorn, Linde, Hainbuche, aber auch Vogelkirsche, Feld- und Flatterulmen und Elsbeere. Ergänzt wird das Portfolio an risikoarmen Baumarten durch einen bemessenen Anteil an "neuen" Baumarten aus fernen Regionen, wie Esskastanie, Douglasie oder Roteiche, aber auch der heimischen Weißtanne.
Um für mögliche Klimaextreme in der Zukunft gerüstet zu sein und Erfahrungen mit Baumarten zu sammeln, die deutlich wärmere Klimabedingungen ertragen können, startet der Forstbetrieb Nürnberg dieses Jahr mit Praxisanbauversuchen von Atlas- und Libanonzeder. Das sind Nadelbäume aus dem Mittelmeerraum, die dort in den Gebirgen sowohl Kälte als auch Wärme aushalten müssen. Mit den Versuchen soll das Wissen um die in Raum Nürnberg neuartigen Baumarten unter den hiesigen Standortbedingungen (Boden, Wasser) erweitert werden. Neues Klima erfordert neue Baumarten!
Der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerische Staatsforsten
Die rund 24.000 ha Wald des Forstbetriebes Nürnberg schmiegen sich um die östliche Seite der Großstädte Nürnberg und Erlangen. Es handelt sich um den ältesten Kunstforst der Welt, dessen intensive Nutzungsgeschichte noch heute sein von Kiefern dominiertes Erscheinungsbild prägt.
In den vergangenen 40 Jahren wurde der Anteil an Mischbaumarten, insbesondere Laubbäumen, immer mehr erhöht, so dass die gewandelten Wälder die vielfältigen Anforderungen im Hinblick auf Erholung, Natur- und Klimaschutz, aber auch als Rohstofflieferant mit Zukunftsperspektive erfüllen können.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Bayerischen Staatsforsten.