Kompromisse sind an der Tagesordnung
Nutzung und Nutzungskonflikte im Rahmen der integrativen Forstwirtschaft
Hand auf´s Herz, egal zu welcher der gleich beschriebenen Waldnutzer Sie gehören, über den einen oder anderen der Anderen ärgern Sie sich doch regelmäßig, oder? Über die Wanderer, Mountainbiker, Reiter, Schwammerlsucher, Naturschützer, Waldarbeiter, Jäger. Ärgern Sie sich? Zumindest ein wenig? Ganz ehrlich?
„A Wunder wär´s ned“, wie der Bayer leicht resignierend aber doch zutreffend zu sagen pflegt. Die Nutzungskonflikte sind der Nebeneffekt einer grundsätzlich guten und erfolgreichen Art der Forstbewirtschaftung: der integrativen Forstwirtschaft.
Nutzen, Schützen und Erholen auf gleicher Fläche?
Während etwa die Skandinavier auf die Segregation setzen, bei der die verschiedenen Funktionen eines Waldes flächig getrennt werden, arbeiten wir nach dem Prinzip der integrativen Forstwirtschaft. Hier sind Holzeinschlag, die Interessen von Erholungssuchenden und die Bedürfnisse des Naturschutzes grundsätzlich gleichberechtigt. Förster brauchen häufig Fingerspitzengefühl, um das alles unter einen Hut bzw. Kronendach zu bekommen. Das richtige Fingerspitzengefühl dabei hilft. Meistens jedenfalls.
Szenenwechsel: Handlung und Personen sind frei erfunden. Aber doch so real.
Der Mann am Telefon ist stinksauer. Seit Jahren fährt er mit dem Fahrrad denselben Weg zur Arbeit. Vorbei an alten Kiefern, fünf Kilometer durch den Wald. Jeden Morgen und jeden Abend. Es könne ja wohl nicht sein, dass „sein“ Weg plötzlich gesperrt sei. Was wir uns eigentlich dabei denken, fragt er scharf. Ob er den Artikel in der Zeitung nicht gelesen hätte, fragen wir. Oder unsere Meldung auf unserer Website. Aber das Schild, das seit ein paar Tagen an der Weggabelung ein paar hundert Meter vorher auf die Sperrung hinweist, dass kenne er? Oder? Er will keine Schilder lesen, sondern Radfahren, sagt er ärgerlich und legt dann auf. Gerne hätten wir ihm noch erklärt, warum wir alle paar Jahre in diesem Distrikt durchforsten und ernten.
Lassen Sie uns gemeinsam über den Tellerrand schauen!
Nicht alltäglich, aber auch nichts Neues – „Gespräche“ dieser Art führen unsere Förster hin und wieder. Überall wo wir Holz ernten, entstehen manchmal auch Konflikte. Verstärkt in Revieren in Großstadtnähe. Die Menschen wollen raus ins Grüne. Und in Ruhe spazieren, radeln oder wandern. Manchmal sind die Waldbesucher tolerant und verstehen, warum Holzernte notwendig und sinnvoll ist.
Ein Problem wird daraus immer dann, wenn Menschen nur auf ihr eigenes Bedürfnis schauen. Also genau bis zum Tellerrand, aber keinen Millimeter darüber hinaus. So wie dieser eben erwähnte Anrufer. Der ein paar Tage lang einige hundert Meter Umweg in Kauf nehmen musste. Dass wir ihm aber gleichzeitig „seine“ Wege instand halten, dass konnten wir ihm am Telefon leider nicht mehr sagen. Er hatte ja bereits aufgelegt, nachdem er seinen Frust abgeladen hatte und bevor wir ihm antworten konnten.
Wie kommen wir nun also zusammen?
Ja, ok – Holzernte macht Lärm. Und wenn wir Holz ernten, müssen wir aus Sicherheitsgründen Wege sperren. Das ist für Sie manchmal unangenehm. Und darum bitten wir Sie um Verständnis. Wir werden versuchen, unsere Kommunikation weiter zu verbessern, um sie rechtzeitig und umfassend über evtl. Beeinträchtigungen zu informieren.
Aber, durch die Erntemaßnahmen stellen wir Ihnen den wertvollen Rohstoff Holz zur Verfügung, den Sie in ganz unterschiedlichen Weisen nutzen, etwa als Brenn- oder Bauholz. Das Bedürfnis nach Holz steigt stetig – und wir sorgen dafür, dass die regionale Nachfrage auch durch ein möglichst großes regionales Angebot abgedeckt ist, um große Transportwege zu vermeiden. Dabei ist uns eines wichtig: Wir bewirtschaften die Wälder im Sinne einer umfassenden Nachhaltigkeit und nutzen stets weniger als nachwächst, um Ihnen und auch den nächsten Generationen einen angenehmen – meist störungsfreien – Waldspaziergang zu ermöglichen.