Die Servicestelle bei den Bayerischen Staatsforsten
Eines der weitreichendsten Projekte, die im Rahmen unseres ersten Nachhaltigkeitskonzeptes bearbeitet wurde, war die Einrichtung der Servicestelle.
Um zu erfahren, warum die Idee namens Servicestelle umgesetzt wurde, muss man in die Zeit vor der Gründung der Bayerischen Staatsforsten zurückgehen. Schon zu Zeiten der Staatsforstverwaltung gab es Reformbestrebungen mit dem Ziel, einzelne Prozesse rationeller zu gestalten. Wie lässt sich der Einsatz von Unternehmern und Waldarbeitern effektiver gestalten? Kann die Revieraufteilung reformiert werden? Bei Unternehmensgründung 2005 war die Größe der Forstreviere noch nicht an die veränderte Aufgabenstellung (z.B. keine Hoheitsaufgaben) angepasst. Gleichzeitig waren der Holzeinschlag und die Fläche der Forstreviere durch die noch nicht auf ganzer Fläche umgesetzte Organisationsreform von 1995 geprägt und daher zum Teil sehr unterschiedlich.
Die Forstreform 2005 war somit eine Chance, um etwas Neues zu wagen.
Ziel war es, bestimmte Aufgaben anders zu verteilen und bestehende Prozesse zu optimieren, um so die Revierleiter zu entlasten. Es entstand die Idee, die feste Zuordnung der Waldarbeiter zu einem Revier aufzulösen und die Waldarbeitereinsätze durch eine zentrale Stelle am Forstbetrieb zu koordinieren. Die Servicestelle war geboren. Ihr Auftrag: Steuerung der Arbeitskapazität von Forstwirten und Unternehmern. Seither ist die Servicestellenleitung Vorgesetzte der Waldarbeiter und der Forstwirtschaftsmeister und zuständig für deren Verlohnung, die Ausschreibung von Unternehmerleistungen sowie Materialeinkauf und die Organisation revierübergreifender Maßnahmen. Eine anspruchsvolle Sammlung von Aufgaben!
Ohne starre Revierbindung können Forstwirtschaftsmeister und Forstwirte flexibler im ganzen Forstbetrieb eingesetzt werden. Die Trennung von biologischer und technischer Produktion und eine bessere Einbindung der Forstwirtschaftsmeister macht die Produktionsprozesse effizienter. Und ein weiterer großer Vorteil, den man nicht vergessen darf: Es gibt nun Zeiten, in denen keine Waldarbeiter im Revier sind und sich die Revierleitung ganz auf andere Arbeiten konzentrieren kann.
Die Servicestelle – Schnittstelle im Forstbetrieb
Die Einführung einer funktionalisierten Stelle am Forstbetrieb war ein Paradigmenwechsel. Unsere Förster/innen identifizieren sich sehr stark mit ihrem Revier und ihren Aufgaben. Da war es für viele nicht einfach, die neue Organisationsstruktur zu verdauen und auch die Chancen zu sehen. Die Trennung von regionaler und funktionaler Zuständigkeit war ein tiefer Schnitt in alte und eingespielte Gewohnheiten.
Die Servicestelle ist im Betriebsablauf an einer zentralen Stelle angesiedelt, sie ist Schnittstelle zwischen biologischer Produktion, für die die Revierleiter zuständig sind, und Holzverkauf, den in der Regel der stellvertretende Forstbetriebsleiter abwickelt. Die Servicestelle leitet die Produktion, das muss im Forstbetrieb in einer Hand sein. Diese Aufgabe kann nicht auf zehn oder mehr Reviere verteilt werden. Deshalb ist es auch von zentraler Bedeutung, dass die Servicestelle funktioniert. Es sind mittlerweile mehr Menschen involviert, das erfordert mehr Übergaben, mehr Kommunikation, klarere Prozesse. Es gibt wahrscheinlich wenig Stellen, bei denen das Zwischenmenschliche so eine große Rolle spielt wie bei der Servicestelle.
Unter dem Strich
Die Servicestelle ist nicht zuletzt auch eine Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen. Viele Prozesse wie zum Beispiel Details zur Lohnerfassung oder auch zum Einkauf erfordern immer mehr Detailwissen. Es macht Sinn, dieses Wissen an einer Stelle zu konzentrieren – und damit andere Kollegen zu entlasten.